Trauerbegleitung ist nicht Sterbebegleitung, sondern die Begleitung von trauernden Angehörigen und Freunden, wenn ein Mensch gestorben ist
Wir trauern alle sehr unterschiedlich. Und Trauern in einer leistungsorientierten Kultur wird anders bewertet als in einer gemeinschaftsorientierten Kultur. In Deutschland gibt es viele verschiedene Trauerkulturen, aber der gesellschaftliche Trend in den vergangene Jahrzehnten ging hin zu einer möglichst kurzen Trauerphase in der die notwendigen organisatorischen Zuständigkeiten effizient und schnell gelöst werden müssen (Beerdigung, ggfls. Haushaltsauflösung, Erbe, etc.). Häufig davon angetrieben, schnellstmöglich auch wieder arbeitsfähig zu sein, denn für den Verlust eines nahen Angehörigen gibt es in Deutschland 1- 2 Tage "Sonderurlaub". Seit ein paar Jahren erstarkt aber auch ein anderer Trend hin zu einer individuellen, bewussten Abschiednahme von einer geliebten Person, in der alte und neue Abschiedsrituale genutzt werden, um die besondere (Lebens-) Zeit des Trauerns wahrzunehmen und für das eigene Weiterleben als bewusste Zäsur zu schätzen und zu zelebrieren.
Wie jeder und jede trauern möchte, ist ganz und gar ihm oder ihr überlassen. Manchmal kann es helfen, diesen Weg nicht allein zu beschreiten. Warum? Meist stellen wir uns viele Fragen, z.T. ganz existentieller Art (z.B. Wo glaube ich, ist meine verstorbene Person nun? Wie geht es ihr jetzt? Oder hätte ich oder jemand anders sich anders verhalten müssen? Warum tut es so weh? Warum hört es nicht auf? Was für eine Art Abschied hätte die geliebte Person sich gewünscht? Was ist mir und anderen Freunden und Angehörigen wichtig? Wie kriegen wir das unter einen Hut? Oder auch: Wie werde ich oder eine andere Person sterben, von der es so schnell keiner erwartet hätte?).
Die Zeit des Trauerns ist eine sehr sensible Zeit, die uns mit Gefühlen und Emotionen überwältigen kann, aber auch mit vielen Fragen - auch zu unserer eigenen Sterblichkeit. Und während der Alltag so weiterläuft und die Umgebung langsam oder schnell wieder auf " normal" umschaltet, dreht sich die Welt für eine trauernde Person lange noch nicht wieder im "normalen" Tempo. Die Reaktion der Umstehenden können von verständnisvoll und hilfsbereit bis verständnislos und negativ bewertend reichen ("Jetzt muss aber auch mal gut sein."). Für Trauernde kann Letzteres unendlich verletzend sein, weil das Bedürfnis, die eigene Trauer zu verstehen, über seine geliebte Person zu sprechen, die Umstände zu verarbeiten, eben genau zum Trauerprozess gehören. Und zwar - entgegen der landläufigen Meinung nicht in Phasen verlaufend - sondern höchst individuell zwischen verschiedenen Traueraspekten hin- und herspringend. So kurz oder so lange wie es nötig ist und gut tut.
Hier kann es helfen, kompetente Trauerbegleiter*innen aufzusuchen, um sich darin unterstützen zu lassen, den eigenen, liebevollen Weg durch die Trauer zu finden, so dass eine neue - andere - Beziehung zur verstorbenen Person aufgebaut werden kann und - Schritt für Schritt - die quälenden Gedanken und Gefühle wieder leiser werden oder sogar verklingen können.
MIRJA HÖHENSTEIGER
Diplom-Soziologin
Heilpraktikerin für Psychotherapie
Trauerbegleiterin (BVT)
Systemische Beratung/Familientherapie (DGSF)